Der Rindviehmarkt von Hillesheim war im 19. und 20. Jahrhundert von großer Bedeutung und machte die kleine Stadt weithin bekannt. In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat Hans Balfer aus Köln eine ganze Reihe eindruckvoller schwarz-weiß Fotos vom Marktgeschehen aufgenommen. Die Atmosphäre jener Zeit wird dabei sehr schön eingefangen. Die Bedeutung des Rindviehmarktes ging in den 90er Jahren mehr und mehr zurück, so dass er 2003 eingestellt wurde. Übrig geblieben ist ein vielbesuchter und sehenswerter Wochenmarkt in Hillesheim.
Hans Balfer, der uns hier seine Fotos zur Verfügung stellt, hat über den Markt einiges in Erfahrung gebracht:
So soll der Viehmarkt in Hillesheim im 19. und 20. Jh. als „größter Viehmarkt unter freiem Himmel in Europa“ gegolten haben. Besucher und Händler seien aus der Umgebung aber auch aus Rumänien und Ungarn gekommen. Der große gut beschattete Platz mit seinen großen Bäumen hatte eine ganz eigene Atmosphäre. Hier wechselten Rinder aber auch Pferde, Ponys und Esel ihre Besitzer.
Kleinvieh wie Ferkel, Hühner, Gänse wurden an einem anderen Platz unterhalb des Friedhofs gehandelt. Der Ablauf hatte klare ungeschriebene Regeln: Waren zwei Händler im Verkaufsgespräch, hatten andere Interessenten Abstand zu halten und nicht etwa zu lauschen. Für den Aufschlag oder Abschlag vom Grundpreis hörte man nur „may schug“ oder „rat“ (Ausdrücke aus dem Jänischen oder Romanes) mit dem jeweiligen einzelnen Handschlag, ohne zu wissen bei welchem Preis die beiden nun angekommen waren. Erst nach dem mehrfachen besiegelnden Handschlag wurden die dicken Portemonnaies gezückt.
Ein Tierarzt erzählte von den zur damaligen Zeit häufigeren Viehdiebstählen, bei denen die Diebe nachts mit schwerem Transporter bis auf die Weide fuhren, dort an Ort und Stelle die Tiere in Windeseile schlachteten und abtransportierten, so dass dem überraschten Besitzer am anderen Morgen nur eine große Blutlache auf der Weide und die weggeworfenen Klauen berichten konnten, was in der Dunkelheit passiert war. Diese Masche wurde so modern, dass selbst das Fernsehen darüber berichtete.
Des Weiteren erklärte er, woran man das Alter einer Kuh erkennen konnte und wie oft sie gekalbt hatte. Denn jede Trächtigkeit hinterließ am Horn des Rindes einen verjüngenden Ring, da das Calzium und die Nährstoffe für den Aufbau des im Mutterleib heranwachsenden Kalbes benötigt wurden und so dem Muttertier fehlten.
Raffinierte Täuscher gingen nun hin, so erzählte er, und legten dem zu verkaufenden Tier heißen Brotteig um die Hörner, den sie später mitsamt den Hornschalen abzogen, so dass an dem nachwachsenden Horn diese Mangelringe nicht mehr zu sehen waren. Ein solches angeblich jüngeres Rind sorgte dann für einige Scheine mehr in der Tasche des Verkäufers.
© für alle Fotos: Hans Balfer, Köln