432 m, ca. 570 Einwohner
In dem Ortsteil befindet sich Burg Reifferscheid, ein Kleinod mittelalterlicher Baukunst. Bergfried und Kirche überragen als markanteste Punkte den heute noch geschlossenen Burgring. Reifferscheid wurde mehrfach in dem Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« ausgezeichnet. Montan-geologischer Wanderweg.
Geschichte
Erstmals bezeugt ist Reifferscheid in der Chronica regia Coloniensis für das Jahr 1106. Damals gehörte der Ort zum Herzogtum Niederlothringen. Dessen Herzog Heinrich, ein treuer Gefolgsmann Kaiser Heinrichs IV., ließ seine Burg Reifferscheid niederbrennen, damit seine und des Kaisers Gegner sich nicht in ihr festsetzen konnten. Die Burg scheint bald wiederaufgebaut worden zu sein, denn bereits im Jahre 1130 wurde die bei ihr gelegene Kapelle durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. zur Pfarrkirche zum Hl. Kreuz erhoben. Landesherr war damals Walram III., Herzog von Niederlothringen und Limburg, ein Sohn des vorgenannten Herzogs Heinrich. Nachfahren der Limburger waren die Herren von Reifferscheid. Sie waren Eigentümer bis gegen Ende des 12. Jahrhundert und behaupteten ihre Rechte bis zum Ende der Feudalzeit (1794). Sie kamen durch Erbgang in den Besitz weiterer Länder und Sitze, u.a. die Herrschaften von Dyck und Alfter bei Bonn sowie die Grafschaft Salm in den Ardennen, und nannten sich nun Grafen von Salm-Reifferscheid. Im 13./14. Jahrhundert entwickelte sich zu den Füßen der Burg eine Bürgersiedlung, die sogenannte Freiheit. Sie scheint mit Mauern und Gräben umwehrt gewesen zu sein, denn urkundlich wird sie »stat« genannt. Im Zuge der französischen Besetzung 1794 wurde Reifferscheid Hauptort eines Kantons. Die Burg wurde auf Geheiß der Franzosen 1805 versteigert. In der Folgezeit wechselte das Schloß mehrmals seine Besitzer, welche alle wertvollen Baumaterialien entfernten und die Burg als Steinbruch auszunutzen versuchten. Nur der Bergfried blieb erhalten. So wurde das stolze Schloß zur Ruine. Der Nachkomme des Geschlechts Reifferscheid, Fürst Leopold, konnte die Burgruine 1889 wieder in seinen Besitz bringen. 1964 schenkte Fürstin Cäcilie sie der Gemeinde Hellenthal. Seitdem wird sie restauriert, um sie vor dem Verfall zu bewahren.
Sehenswürdigkeiten
Die Ruine der Burg Reifferscheid ist gezeichnet durch ihre wechselvolle Geschichte der Zerstörung und Erneuerung. Erstmals 1106 niedergebrannt (s. Geschichte), vernichtete eine Brandkatastrophe 1669 wesentliche Teile des Schlosses, des Burgtores und der Kirche. Als Barockschloß wiederaufgebaut, fügten ihm französische Truppen 1689 im Zuge des dritten Raubkrieges Ludwigs XIV. schweren Schaden zu. Graf Franz-Wilhelm ließ das Schloß wiederherstellen. Damals wurde den Bewohnern der »stat« Reifferscheid wohl erlaubt, ihre Häuser an und auf die zerstörten Stellen der Burgmauer zu setzen. So entstanden dort Fachwerkbauten, die heute noch an dem östlichen kleinen Tor ein reizendes Ortsbild ergeben. Dieses Tor, erbaut nach 1400, wird im Volksmund »Pörtzchen« genannt. In seinem Unterbau noch relativ gut erhalten ist auch das ältere Matthiastor (14. Jahrhundert), im Volksmund die »Portz«. Die Pfarrkirche zum Hl. Kreuz ist ein spätgotischer Bau und erhielt in ihren wesentlichen Teilen ihre jetzige Gestalt in den Jahren 1489–1491. In der Gruft unter dem Hauptchor sind Mitglieder der Familie Salm-Reifferscheid beigesetzt. Von der ursprünglich gotischen Inneneinrichtung ist außer dem Sakramentshäuschen im Chor nichts mehr vorhanden. Denn in der Barockzeit erfuhr die Kirche eine innere Umgestaltung, woran noch die dreistufige Treppe zum Chor erinnert. Sie besitzt jedoch noch einen Schatz an wertvollen Figuren, Paramenten und Kultgeräten, die insbesondere auf die Stiftung der gräflichen Familie zurückzuführen sind. Sehenswert ist auch der Kreuzgang der Kirche. Im Tal liegt der Frauenhof, der aus einem früheren freien Hof hervorgegangen ist. Die Grafen von Salm-Reifferscheid nahmen ihn 1737 in ihren Besitz. Er wurde in der Zeit der französischen Besatzung verkauft und 1924 von der Kirchengemeinde erworben. Diese überließ ihn dem Hl.-Franziskus-Orden in Essen, der hier eine Niederlassung einrichtete. Seitdem trägt er die Bezeichnung »Liebfrauenhof«.
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