Gut Hospelt
452 m
Der Stadtteil Gut Hospelt gehört zu Bad Münstereifel. Er umfasst das Dorf Hospelt und die umgebenden historischen Hofanlagen und ist neben der Kernstadt Bad Münstereifel selbst, zumindest urkundlich, der älteste Ort im Gebiet. Neben dem Gutshof liegend ist auch eine ehemalige Motte, eine kleine Burg bekannt.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 854. Als Besitz der Abtei Prüm ist Hospelt mit vier zugehörigen Bauernhöfen ab 865 nachweisbar. 866 ist in einer Urkunde der Abtei ein Hofgut Hoonspalt genannt, welches vermutlich identisch mit Hospelt ist. 893 wird es im Urbar (ein Besitzverzeichnis) der Abtei Prüm als Herrenhof eines Verbandes von 24 Höfen die der Abtei ihren Frohn leisten mussten genannt. Es war in der zwischen 14 und 16 Dörfer bzw. Siedlungen umfassenden Siedlungsregion, die später (und im allgemeinen Sprachgebrauch auch heute noch) als „Die Mutscheid“ bezeichnet wird der erste Siedlungsschwerpunkt bis sich dieser im Laufe der Zeit bis 1222 zum für die Region namensgebenden Dorf Mutscheid verlagert hatte, welches dann stattdessen Verwaltungszentrum wurde.
Irgendwann ging Gut Hospelt in den Besitz der Herrscher von Wensberg über. Deren Burg Wensberg (häufiger als „Wensburg“ und seltener Wentzburgh zu finden) ist im Lierstal, versteckt im Wald, auf einer Bergkuppe südwestlich von Lind im heutigen rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler gelegen. Genauer bekannt ist, dass die Herrschaft Wensberg (und die zum Herrschaftsgebiet gehörigen Besitztümer und damit Gut Hospelt) 1635 durch Heirat an Caspar von Bourscheidt kam. Es ist nicht ganz klar, ob die Gebäude der Burg schon 1633 von spanischen Truppen im Dreißigjähigen Krieg zerstört wurden. Sein Enkel trat die Herrschaft im 18. Jahrhundert an die angeheiratete Familie Lütze(n)rode ab.
Ab 1817 wechselt Gut Hospelt und Wensberg mehrmals in kurzer Folge durch Verkauf den Besitzer. Karl Theodor Risch, ein Weinhändler und Eisenfabrikant, ließ 1832 die Burg teilweise abreißen, vermutlich wegen Baufälligkeit, renovierte aber den Turm. Dies bildet den heutigen Zustand. Er vererbte es den Geschwistern Scheib. Louise Scheib strebte Anfang des 20. Jahrhunderts eine Instandsetzung der Ruine an. Dabei wurde der Wohnturm ausgebaut und die äußere Ringmauer auf die heutige Höhe aufgemauert. Erhalten sind auch die beiden Spitzbogentore der Mauer. Danach wurde der Besitz an die Fabrikantenfamilie Cramer verkauft, die durch den Neubau des Gutshauses ihre Spuren auf Gut Hospelt hinterließ und in deren Besitz es heute noch ist.
In einem Ablassbrief von 1717 und (heute noch) auf Grabsteininschriften neben dem Altar der Kapelle auf Gut Hospelt ist von einer Familie Wentz und unter anderem von Johann Friedrich von Wentz zu lesen, der 1718 starb. Johann Friedrich war der Sohn des Caspar von Bourscheidt. Aus dem Namen für die Herrschaft in der Schreibweise Wentzburgh war der kurze Name von Wentz geworden. Gut Hospelt wurde von den von Wentz auch als Dingstuhl (eine Art Gerichtssitz) genutzt, ein wenig mehr darüber und über die Spuren der Familie auf dem Gut können Sie hier lesen http://www.wisoveg.de/bad-muenstereifel/2009/950hospelt.html
Auch, wenn Gut Hospelt heute ein eigener Stadtteil ist, so gehört Hospelt in der kirchlichen Gebietsaufteilung heute noch zur Pfarrgemeinde Mutscheid. So wie Hospelt historisch mit 15 anderen Dörfern bis 1794 zum Gerichtsbezirk des Kurfürstentums Köln im Amtsbezierk Hardt und von 1816 bis 1969 zur Gemeinde Mutscheid gehörte bis diese aufgelöst wurde und jedes Dorf, also auch Hospelt, ein eigener Stadtteil von Bad Münstereifel wurde.
Sehenswürdigkeiten
Auf dem Gelände des heutigen Gutshofes Hospelt ist zunächst das große Gutshaus zu nennen, welches allerdings erst 1924/25 im Auftrag des Fabrikanten Cramer vom Architekten Paul Schultze-Naumburg entworfen und errichtet wurde. Damit ist zwar leider nicht mehr das ursprüngliche Gutshaus zu sehen, aber dafür ein als „Kind seiner Zeit“ nicht minder historisch architektonisch interessanter Bau. Die Gebäudegruppe umfasst vier Flügel. Es ist heute Landsitz und wird als Forstbetrieb geführt auf dem auch Ferien gemacht werden können, sehen Sie dazu hier nach http://www.guthospelt.de/
Desweiteren befindet sich eine Kapelle auf dem Gut. Zwar wurde diese erst 1700 erbaut, aber bereits im 9. Jahrhundert hatte der Hof schon einen eigenen „Presbyter“, eine Art Pfarrer. Hier wurde ab spätestens 1737 jeden Dienstag eine Messe zur Ehre des Heiligen Antonius von Padua, dem sie geweiht war, gehalten. Am Festtag des Heiligen Joseph wurde außerdem ein Hochamt begangen. 1878 wurde die Kapelle zu Gunsten dessen „umgeweiht“; im gleichen Jahr wurde sie restauriert und 1889 um eine Achse nach Westen verlängert.
Neben der Gutsanlage ist die ehemalige Burg Hospelt nachweisbar, eine sogenannte Motte - eine kleine Burg (meist eine Holzkonstruktion in Turmform), die auf einem künstlich aufgeschütteten Erdhügel liegt. Die Erde hierfür wurde beim Ausheben des umgebenden Grabens und Aufschütten von Wällen entnommen. Es ist nur noch der Burghügel erhalten. Eine genauere archäologische Untersuchung fehlt bislang.
Bricht man von Gut Hospelt Richtung Süden, leicht östlich auf, erreicht man zu Fuß über Feld- und Waldwege, teils ausgezeichnet als Wanderwege, nach 4,4 km die Burgruine Wensburg in Lind, direkt hinter der Grenze zu Rheinland-Pfalz.
Die Burg wurde vermutlich von den Grafen Ahr oder denen von Nürburg zur strategischen Unterstützung gegen die Grafen von Jülich gebaut. 1300 wurde die Burg und ihr damaliger Besitzer Nikolaus von Broil erstmals urkundlich erwähnt. Einige Quellen nennen 1401 als erste urkundliche Erwähnung, dabei als Besitz des Herren von Gymnich. Vermutlich gab es aber schon vor 1300 nicht mehr erhaltene Vorgängerbauten. Die Historie der Wensburg wird sehr ausführlich in „Burg und Herrschaft Wensberg“ von Ignaz Görz geschildert https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1967/hjb1967.9.htm.
Die Burganlage hat eine Grundfläche von ca. 20 x 40 m, wobei der 20 m hohe Wohnturm einen Grundriss von 9,5 x 10,7 m und eine Mauerstärke von 2,5 m hat. Hier und da sind dort noch Ansätze einer Treppe zu erkennen. Die teilweise auf der Anlage sichtbaren Elemente aus Backstein und das Zeltdach des Turms stammen von einem Umbau vor ca. 100 Jahren. Die Substanz weist Basalt und Bruchstein, sowie Trachyt als ursprüngliches Baumaterial aus. Die äußere Ringmauer, welche den die Hauptburg umschließenden Vorburgbereich umgibt, maß noch 1930 7 m, wovon heute nur noch 3 m erhalten sind. Von der Burgkapelle, die dem heiligen St. Georg geweiht war, sind nur noch die Reste eines Abrisses von 1833 zu sehen.
Die Wensburg war im Mittelalter Verkehrsknotenpunkt, heute, auf direktem Weg nur noch über Feld- und Waldwege (einige davon in Wanderwege eingebunden), lassen sich mehrere Orte bis zur Kernstadt Bad Münstereifel und eben auch Gut Hospelt erreichen. Ignaz Görz schreibt dazu: „Führt doch der Weg durchs Lierstal weiter über Gut Hospelt zum Michelsberg und von hier weiter über die Wasserscheide zwischen Ahr und Erft nach Osten oder Westen oder hinunter ins Erfttal nach Münstereifel. Durch einige Seitentäler, die bei der Wensburg das Lierstal weit öffnen, führen Verbindungswege nach Sierscheid, nach Harscheid und weiter nach Schuld, nach Rupperath, über Lind nach Kreuzberg oder ins Sahrtal und über Plittersdorf nach Effelsberg.“ (Quelle: https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1967/hjb1967.9.htm). So bietet sich Gut Hospelt als Ausgangspunkt für Wanderungen zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung an.
Wanderwege
Von Gut Hospelt aus lassen sich viele interessante Ziele im direkten Umkreis (etwa 6km) erwandern, ob dies nun das Handweberdorf Rupperath oder der Michelsberg bei Mahlberg und die darauf befindliche St. Michaels-Kapelle, das Radioteleskop bei Effelsberg, der Astropeiler auf dem Stockert bei Eschweiler, die gotische Kirche St. Helena in Mutscheid oder viele weitere Ziele sind. Sehen Sie hierzu auch in unserem Online-Reiseführer im Eintrag zum Stadtteil und zur Region „Die Mutscheid“ nach.
Man gelangt von Gut Hospelt auch zur Wensburg. Sofern man den kürzesten Weg sucht, geht dies zu Fuß über 4,4 km Feld- und Waldwege, davon teils ausgeschilderte Wanderwege, davon ein kurzes Stück am Liersbach und Börmichbach vorbei.
An der Wensburg führt der Wanderweg „Burgweg“ (Symbol: gelber Burgturm auf grünem Grund) vorbei, der auf der rheinland-pfälzischen Seite an der Kapelle im Ort Obliers direkt hinter der Landesgrenze beginnt. Dort steht auch eine Tafel, die diesen und weitere Wanderwege ausweist.
Einen schönen Erlebnisbericht zum Burgherrenweg, startend in Obliers, finden Sie hier http://dobermann-wandern.blogspot.de/2014/11/ruine-wensburg.html
Unterkünfte und Verpflegung
Sehen Sie in unserer Gastgeberliste nach. Außerdem ist ein Urlaub auf Gut Hospelt möglich, siehe www.gut-hospelt.de
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