Von der Quelle bis zur luxemburgischen Grenze prägt das Flüsschen Our die Ourtal-Landschaft. Sie ist durch die Vielfalt an Landschaftsbildern von sanft gewellten Hochebenen bis hin zu tief eingeschnittenen Bachschluchten interessant. Den Oberlauf der Our schmücken heckenumgrenzte Viehweiden, während die Steilhänge des Unterlaufes meist mit Wald bewachsen sind. Auf bis zu 150 m kann der Höhenunterschied zwischen Talsohle und Hochplateau ansteigen.
Der Flusslauf mit seinen zahlreichen Windungen ist ebenfalls sehr interessant, da schroff in den Fels geschnittene Steilufer sich abwechseln mit sumpfigen Talauen.
Geschichte
Die ersten Besiedlungen sind entlang der bekannten Römerstraße Reims-Köln dokumentiert. Die Landnahme entwickelte sich stetig in den darauffolgenden Jahrhunderten und es entstanden die vielen Weiler, die heute noch das Landschaftsbild bestimmen. Im südlichen Teil des Ourtals sind die Mauern der Häuser weiß verputzt. Zusammen mit den dunklen Schieferdächern verleiht dies den Dörfchen der Region ihr typisches Aussehen, das sich kontrastreich von den sanften Grüntönen der Wiesen absetzt.
Beachtlich auch die sakrale Architektur: die ursprünglichen Gebäude mit ihren unterschiedlichen Kirchturmformen erinnern häufig an ihre frühere Funktion als Wehrkirchen. Wer vom Wasser spricht, denkt auch an Wasserkraft: Viele alte Mühlen säumen die Ufer der Our und vermitteln einen Eindruck vom früheren wirtschaftlichen Geschehen der Region. Die historischen Gebäude laden zu Entdeckungs- wanderungen ein, unter denen die Burg Reuland als das ansehnlichste Bauwerk einen Höhepunkt markiert. Ihr Ursprung geht vermutlich bis ins Mittelalter zurück, wo sie Schutz vor räuberischen Streifzügen der Normannen bot. Teile der Burgruine wurden im mittelalterlichen Zustand restauriert und bilden heute einen kulturellen und touristischen Anlaufpunkt.
Die Our wechselt zwischen belgischem und deutschem Staatsgebiet und markiert über größere Strecken bis zum Dreiländereck in Ouren die Grenze. 1977 wurde hier das Europadenkmal zum Gedenken an die Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft (Robert Schumann, Konrad Adenauer, Josef Beck und Paul Henry Spaak) errichtet. Der einst trennende Grenzfluss wurde damit zum Bindeglied zwischen den Ländern. Mehrere grenzüber- schreitende Wanderpfade kreuzen diesen Ort.
Natur
Restvorkommen von Buchen- und Eichenlaubwald erinnern an die ehemaligen Wälder des Ourtals. In den schmalen, steilen Talhängen der Ourzuflüsse hat man die ursprünglichen Waldformen erhalten. Auf den umgebenden ehemaligen Waldflächen wurde über lange Jahrhunderte Landwirtschaft mit Schafhaltung betrieben. Mit den heutigen großflächigen Fichtenbeständen hat die forstwirtschaftliche Nutzung die landwirtschaftliche überprägt.
In den Talauen blieben Mähwiesen und Weiden bis in die Nachkriegszeit erhalten, wurden aber dann aufgegeben, da durch die Intensivierung der Landwirtschaft kein Bedarf an diesen schwierig zu bewirtschaftenden Flächen bestand. Diese Nutzungsform der Talauen wird in den jüngsten Jahren durch ein Naturschutzprojekt des Naturparks weitgehend zurückgenommen. Die Vielfalt der Nutzungen ergibt ein abwechslungsreiches Bild des Tals und ermöglichte das Überleben verschiedenster Pflanzenarten – auch seltene Pflanzen.
Die unverbauten Talauen bilden noch sehr ursprüngliche Bereiche. Sie werden gelegentlich überschwemmt und sind meist kaum oder wenig gedüngt. Dies führt zu einem Reichtum seltener Pflanzen, wie z.B. der Bärwurz, die häufig in Begleitung der Schwarzen Flockenblume vorkommt.
Braunkehlchen, Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze sind am Bachufer zu finden. Manchmal kann man einen Graureiher oder den Schwarzstorch sehen.
Durch ein Großprojekt »Schutz und Renaturierung grenzüberschreitender Täler« des Deutsch-Belgischen Naturparks wird der ökologische Wert der Talböden nachhaltig verbessert und das zerbrechliche Gleichgewicht der selteneren botanischen und zoologischen Arten gesichert.
Das Naturschutzgebiet Thommen und die Quellgebiete der Ulf sind Teile eines Biotopverbundes aus mehreren Gebieten bis nach Luxemburg hinein, die von Naturschutzgruppen und Behörden zur Sicherstellung von Nahrungs- und Brutgebieten für den Schwarzstorch ausgewählt wurden.
www.naturpark-hohesvenn-eifel.de